Kapitel 7 - Preview

 

 

 

 

 

 Zur Mittagszeit des nächsten Tages kämpfte sich Lynareía durch das Gedränge aus der großen Säulenhalle, in der eben die erste Stunde magische Theorie ihr Ende gefunden hatte. Jetzt kämpften sich die entlassenen Schüler kreuz und quer in alle Himmelsrichtungen, um möglichst schnell nach Hause zu ihren Freunden und ihrem Mittagessen zu kommen. Lynareía jedoch wand sich gegen den Strom dem großen Turm zu. Wenigstens versprach ihr Termin dort spannender zu werden als die letzten Stunden auf der unbequemen Steinbank. Ihre erste Unterrichtsstunde war sinnlose Zeitverschwendung gewesen. Nichts von dem, was der grauhaarige, rundliche Mensch von seinem Rednerpult aus vorgetragen hatte, war ihr auch nur im Entferntesten neu gewesen.

 

 

 

 

Den Anfang gemacht hatte ein Vortrag zum Thema Was ist Magie. Die eigentliche Aussage des ewigen Sermons: Magie ist die kontrollierte Veränderung der Umgebung durch die Kraft der Gedanken. Das wussten alle Elfen, noch bevor sie einen Fuß vor den Anderen setzen konnten. Danach folgte die Verbindung der Magie mit den Naturwissenschaften. Zwar kannte Lynareía diese Wissenschaft nur in Grundzügen, diese waren aber auch nicht im Fokus. Es ging vielmehr darum, dass die Magie nicht als Gegenspieler der Naturgesetze zu sehen war, sondern vielmehr als Ergänzung und Erweiterung. Aus diesem Grund, so erfuhren sie, legte die Akademie großen Wert auf eine umfassende Lehre in der Physik, Chemie und Biologie. Denn ein gutes Verständnis der Natur würde die Veränderung durch Magie leichter und effektiver machen.

 

 

 

 

Beim nächsten Thema war Lynareía für eine Weile eingedöst, denn die vier magischen Elemente (Wasser, Feuer, Erde und Luft) waren ihr so vertraut wie die Namen ihrer Eltern. Sie wusste, dass diese mit den eigentlichen Elementen nach der Chemie in keiner Weise verwandt waren, sondern nur auf dem Feld der Magie Bedeutung hatten. Und auch dort stellten sie keineswegs in Stein gemeißelte Grenzen dar. Fast immer gab es mehr als eine Möglichkeit, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Wollte man beispielsweise ein Lagerfeuer entzünden, konnte man natürlich einfach mit Feuer arbeiten. Außerdem konnte man auch mit Erdmagie ein Stück Holz an einem Anderen reiben oder die Luft um das Holz zusammenpressen, wodurch sich diese erhitzt, oder wiederum, wenn eine andere Hitzequelle in der Nähe war, von dort heiße Luft zum Holz bewegen oder sogar Wasser in seine Bestandteile (Sauerstoff und Wasserstoff) aufteilen, die explosiv miteinander reagierten und so weiter. Die einzige Grenze, die der Magie gesetzt war, war die Vorstellungskraft des Magiers. Logischerweise war der letzte Teil des Vortrags der Kombination der Elemente gewidmet. Diese war zwar deutlich komplizierter und schwerer zu handhaben als die einelementige Magie, führte jedoch auch zu umso beeindruckenderen Ergebnissen. Dieser Zweig der Magie war selbst für Lynareía etwas Neues, allerdings würden sie sich damit erst in ihrem zweiten oder dritten Jahr an der Akademie beschäftigen, je nach individuellem Fortschritt. Natürlich ließ die Spannung erstmal auf sich warten.

 

 

 

 

So in Gedanken versunken erreichte Lynareía schließlich den Turm der Akademie mit dem eingemeißelten Gedicht in der Wand. Etwas wie eine schwaches, tiefes Rumoren riss sie hier in die Realität zurück. Es schien von der Steinplatte des Friedenspaktes auszugehen. Anscheinend war die Magie, die dem Stein innewohnte, jetzt auch ohne direkten Kontakt zu spüren, zumindest für sie. Etwas verunsichert erklomm die junge Elfe die Stufen zu der großen Flügeltür, die sich wie von selbst vor ihr auftat. Drinnen wurde sie bereits von Agurminlór erwartet, der sie zu einer Wendeltreppe in der Mitte der hohen, runden Eingangshalle führte und ihr bedeutete, nach oben zu steigen.